Plattenkritik

Tonedown/Nothing Between Us/Broken Fist - Berlin-Warsaw-Moscow [Split]

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 26.03.2011
Datum Review: 12.04.2011

Tonedown/Nothing Between Us/Broken Fist - Berlin-Warsaw-Moscow [Split]

 

 

Eine Split-CD, die 3 Künstler aus unterschiedlichen Ländern featured ist natürlich grundsätzlich schonmal eine tolle und lobenswerte Idee. Naheliegend, dass es sich um Hardcore-Bands handelt: TONEDOWN aus Berlin, NOTHING BETWEEN US aus Warschau und BROKEN FIST aus Moskau steuern hier jeweils 4 Songs bei.

TONEDOWN gibt es nun schon seit 6 Jahren. Klar, dass man da einige Releases vorzuweisen hat und schon mit vielen namhaften Künstlern wie Walls of Jericho und Born from Pain auf der Bühne stand. Die Musik der Hauptstädter beeindruckt mich allerdings wenig – zwar ist das Ganze sehr hart und wuchtig, aber das Riffing gestaltet sich recht monoton und macht daher die Songs wenig spektakulär. Die 6 Mann starke Kombo punktet sicherlich am Gesang, schließlich hat man gleich 2 Fronter mit viel Wut im Bauch an Bord und auf dem ersten Song „Try as Hard as Your Life Hits You“ hat man sich mit Keko King sogar einen Rapper ins Boot geholt – sicherlich das auffälligste an den 4 Songs der Berliner. Textlich sollte man allerdings am besten nochmal Korrektur lesen – die englischen Texte sind auf einem nicht all zu hohen Niveau und steuern so dem kompromisslosen Prollo-Image, das TONEDOWN mit ihrer Arbeit vermitteln, nur bei. Dem Prädikat „experimentell“ (laut Beipackzettel) wird die Band nur bedingt gerecht, den ungeschliffen brachialen Beatdown-Sound hat man einfach schon zu oft gehört. Die Produktion ist jedoch ganz gut!

Vielversprechend beginnt mit „Dead Sovereign“ der Part von NOTHING BETWEEN US. Allerdings merkt man auch hier relativ schnell, dass die Jungs eine ähnliche Schiene einschlagen wie ihre Split-Vorgänger und was die Gitarren angeht besteht hier streckenweise definitiv Verwechslungsgefahr. Auch hier geht der Sound in Richtung Beatdown, man klingt unglaublich aggressiv und passt damit natürlich gut in den Rahmen dieser Split CD. Das variable Drumming hinterlässt jedoch einen etwas durchdachteren Eindruck. Die Produktion ist etwas lascher, nimmt aber trotzdem nicht die Luft raus. Was das Songwriting betrifft, scheinen die Warschauer ebenfalls etwas offener für Kompromisse. Das macht sich zum Beispiel an den Variationen im Tempobereich und an den wirklich schön eingesetzten Crewshouts bemerkbar. Mit „So much more“ steuern NOTHING BETWEEN US dann den bei weitem besten Song auf dieser CD bei. Das melodisch ausgeklügelte Ende hebt ihn einfach deutlich von dem allseits bekannten und auf Dauer ermüdenden Mosh-Sound der drei Künstler ab.

Die wohl bekannteste Hardcore-Band in Russlands Hauptstadt sind BROKEN FIST, die bereits 3 Studioaufenthalte hinter sich haben. Der Viererpack der Russen klingt also wie aus einem Guss und zeigt sich metallischer als der von Tonedown und Nothing Between Us. Das Slayer-Cover „Seasons in the Abyss“ fällt natürlich gitarrenmässig ein wenig aus dem Rahmen (in die positive Richtung), aber auch die anderen 3 Songs sind definitiv thrashig angehaucht. Daher ist diese Verneigung vor den Größen der Szene verständlich. Die Shouts sind bezüglich ihrer Brutalität sehr ausgereift, allerdings leider stetig gleichklingend. Im Booklet stehen englische Texte, aber man versteht kein Wort. Ich gehe mal davon aus, dass die Moskauer auf russisch singen und das Ganze dann übersetzt wurde. BROKEN FIST klingen rauer und ungeschliffener als ihre Splitkollegen.

Unter dem Strich eine ziemlich dürftige Leistung der 3 Bands: Zwar beherrschen sie ihr Metier (knüppeldicken Beatdown) gut, aber das kann doch nicht alles sein!? Spannend sind die Songs leider bis auf wenige Ausnahmen nicht. Dennoch gibt es für die sympathische Idee von District 763 Records mindestens einen Bonuspunkt.

Tracklist:

Tonedown
1. Try as Hard as Your Life Hits You (feat. Keko King)
2. Rifle Prayer
3. When Death Comes Close
4. Losers Anthem

Nothing Between Us
5. Dead Sovereign
6. Lions Among Snakes
7. Ain’t Nothin’ to Fuck With
8. So Much More

Broken Fist
9. Sin
10. Hands of Blood
11. Bullet
12. Seasons in the Abyss

Autor

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Marcel

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